Als Gott der
Herr im Paradies
den Menschen Adam laufen ließ,
gerade frisch und neu
erschaffen,
nicht zu vergleichen mit den
Affen,
die ringsum auf den Bäumen
saßen,
erblickte doch gewissermaßen
der Mensch sich selbst zum
ersten mal
und fragte sich – dies war fatal
- :
„Wer bin ich, wer hat mich
erdacht,
wer hat mich konstruiert,
gemacht,
was unterscheidet mich vom Tier,
was ist das Wichtigste an mir?“
Da sprach der
Kopf, vielmehr die Stirn:
„Das Wichtigste ist das Gehirn,
denn niemand außer mir kann
denken
und so den ganzen Körper lenken.
Ich bin der Boss, ich ganz
allein!“
Da sprach das Herz: “Das kann
nicht sein,
denn das Gehirn kann ohne Frage
nicht denken, wenn ich nicht
mehr schlage.
Der Manager, der Boss, bin ich!“
Die Lunge meinte: “Eigentlich
bin ich im Brustkorb
eingezwängt,
doch die, an der noch alles
hängt,
bring ich den Sauerstoff nicht
her
für Herz und Hirn, dann geht
nichts mehr,
infolgedessen, meine Lieben,
ich bin der Boss!“ – „Weit
übertrieben“,
rief da die Leber: „Denn
bedenkt,
wer Euer aller Leben lenkt,
denn ohne mich, Organe hört,
ist Euer Dasein bald zerstört,
nur ich entgifte hier im Stillen
den Körper um des Lebens willen
–
Ich bin der Boss!“
Die Niere, die das sehr
verdross,
erklärte hernach im Duett -
weil's zwei sind – „Es ist gar
nicht nett,
mir einfach hier die Schau zu
stehlen,
ich kann Euch leider nicht
verhehlen,
dass doch der Mensch nur leben
kann
durch mich, und darauf kommt es
an,
und eben drum bin ich der Boss!“
Worauf man allerseits beschloss,
wie stets bei solchen
Streitigkeiten,
nunmehr zur Abstimmung zu
schreiten.
Nun sitzt am
Steißbein unten noch,
ein etwas ordinäres Loch.
Das hatte schweigend zugehört
und die Debatte nicht gestört.
In diesem Augenblick jedoch
rief das bereits erwähnte Loch:
„Ich Loch – ich Loch – ich ganz
allein
will hier der Boss vom Ganzen
sein!“
Da mussten
alle furchtbar lachen
und riefen. „Was sind das für
Sachen,
das Loch als Boss – nicht
auszudenken,
Du kannst doch den Betrieb nicht
lenken,
Du bist doch haupt- und
nebensächlich
vom Namen her schon
unaussprechlich.“
Das Loch war
darob sehr empört,
weil Lachen solche Löcher stört,
es fühlte sich jetzt angegriffen
und hat sich selber zugekniffen
und unterband in seiner Rage
die sonst so übliche Passage.
Schon bald
darauf stand dem Gehirn
der Schweiß buchstäblich auf der
Stirn
die Lungen konnten nur noch
keuchen,
das Blut fing an sich zu
verseuchen.
Hilflos begannen nun die Nieren
sich gegenseitig anzustieren,
und auch die Leber revoltierte,
weil ihre Galle opponierte.
Sogar das Herz schlug schnell
und schneller
infolge Lochverschluss im
Keller.
Da wandten
die Organe sich
an das Gehirn ganz flehentlich
und riefen: „Macht das Loch zum
Boss,
den Zustand hier erträgt kein
Ross,
das Loch als Boss, noch so
beklopft
erträgt man leichter als
verstopft.“
Da überlegte das Gehirn
und runzelte dabei die Stirn
und kalkulierte messerscharf,
dass oft sein muss, was nicht
sein darf,
und also wählt’ am End’ man doch
zum Boss das viel zitierte Loch!
Bei diesem
Zustand, meine Lieben,
ist es bis heute auch geblieben.
Organe haben nichts zu lachen,
sie schuften, dass die Schwarten
krachen.
Was aber tut der Boss, das Loch?
Es produziert halt immer noch,
wie das bei Bossen üblich ist,
nur haufenweise großen Mist.
Will jemand
hier auf dieser Erden
ein möglichst großer Boss mal
werden,
so braucht er nur – ganz
allgemein –
ein riesengroßes Arschloch sein
!